Francis Poulenc: DIALOGUES DES CARMÉLITES – Oldenburgisches Staatstheater

© Fotos Andreas J. Etter

Besetzung DIALOGUES DES CARMÉLITES

Pressestimmen:

OPERNWELT, Juni 2007

„Eine Oper ohne Liebeshandlung? Ein Vertreter des Regietheaters wie Jörg Behr hat damit keine Probleme, er erfindet eine. Und zwar eine inzestuöse zwischen der jungen Blanche und ihrem Vater, dem Marquis de la Force. (…) Die damit einhergehende Profanisierung bringt dem Stück einigen Gewinn: Der Regisseur verlegt lässt es ins Hier und Jetzt (…). Die Nonnen erscheinen als Wahn- und Projektionsgestalten, in die Blanche, von Lebensangst verfolgt, ihre Wünsche und Sehnsüchte legt. Von der [im Text] erwähnten Nonnentracht ist auf der Oldenburger Bühne wenig zu sehen. Aber das stört den Regisseur wenig (…), wenn er eindringliche Bilder erfinden kann, wie zum Beispiel das neu gesehene Ende der Oper: Alle, auch die Peiniger und darunter der Vater, sind tot zusammen- gebrochen: Blanche, die »Letzte am Schafott« bleibt als Einzige am Leben. Die Angst, so scheint es, ist besiegt. Um welchen Preis allerdings und ob es Hoffnung gibt für ein Weiterleben, das lässt die Inszenierung offen.“
„Im Sanatorium“ von Gerhard Asche.

ORPHEUS 6+7/2007

„(…) Blanche ist hier ein schwer traumatisiertes, von Ängsten getriebenes junges Mädchen, das von seinem Vater missbraucht wird. Behr zieht [dieses Inszenierungsmotiv] bis zum überraschenden Schluss immerhin konsequent durch: Wenn am Ende der Hinrichtungsreigen bei ihr angekommen ist (ihr Vater ist der Henker), sinkt nicht sie zu Boden, sondern die ganze Spukwelt ihrer Wahnvorstellungen. Blanche bleibt allein stehen, nun wohl erlöst von ihrem Trauma. Die gesamte Handlung spielt sich in der Vorstellung der gemütskranken Blanche ab, die ständig von einer Krankenschwester (eigentlich Mère Marie) betreut wird. Schauplatz ist ein modernes Wohnzimmer (Bühne: Marc Weeger), die strenge Klosteratmosphäre bleibt weitgehend ausgespart. Die Ängste und Nöte Blanches hat Behr sinnfällig herausgearbeitet, da sind bedrohliche Schatten, die sie in Panik versetzen, da erlebt sie den Tod der Priorin als Tod der eigenen Mutter und auch die Gegenwart ihres Bruders, der ihr nicht helfen kann oder will ruft bei ihr eher Unbehagen hervor. Anja Metzger sang und spielte die Blanche sehr überzeugend. Ihre knabenhafte, androgyne Figur unterstrich die Zerbrechlichkeit der Figur, mit ihrem schlanken Sopran setzte sie leuchtende, dabei verinnerlichte Glanzpunkte. (…)“
„Kampf mit schwerem Trauma“ von Wolfgang Denker